Chlortabletten zur Reinigung des Wassers von Bakterien

19.02.2024 – mündliche Anfrage

Wie gedenkt das Bezirksamt das Oberflächenwasser aus den Notfallwasserbrunnen für den menschlichen Genuss aufzubereiten?

Einleitend darf ich meine Verwunderung zum Ausdruck bringen, dass eine solche Detailfrage als mündliche Anfrage an das Bezirksamt gerichtet wird. Ich nehme an, Sie haben dabei an eine mögliche Notlage gedacht, in der die Versorgung der hiesigen Bevölkerung mit Trinkwasser sichergestellt werden muss. Deshalb darf ich darauf hinweisen, dass die Berliner Wasserbetriebe separate Notfallmaßnahmenpläne haben, um die Trinkwasserversorgung sicherzustellen. Notbrunnen können ein Teil dieser Pläne sein. Welche Instrumente erforderlich werden, muss im jeweiligen Notfall entschieden werden.

Zunächst zur Richtigstellung: Die Trinkwassernotbrunnen fördern Grundwasser. Das so geförderte Grundwasser wird keiner Aufbereitung nach den Anforderungen aus der Trinkwasserverordnung unterzogen. Im Gegensatz dazu wird Oberflächenwasser z. T. durch die Berliner Wasserbetriebe als Trinkwasser nach diesen Anforderungen aufbereitet.

Alle Trinkwassernotbrunnen werden regelmäßig (1 x alle 5 Jahre) vom Landeslabor Berlin-Brandenburg (LLBB) beprobt. Das Gesundheitsamt bewertet die Ergebnisse der Analytik (Mikrobiologie, Chemie z.B. Eisen, Mangan) nach einem einheitlichen Bewertungsschema unter Berücksichtigung der geltenden Rechtsgrundlage (Richtwerte für die Trinkwassernotversorgung nach Gesetz über die Sicherstellung von Leistungen auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft für Zwecke der Verteidigung (WasSG).

Je nach dokumentierter Kontamination (mikrobiologisch/chemisch) ist eine Freigabe zur Nutzung als Trinkwassernotbrunnen z. T. nur unter besonderen Bedingungen möglich, z. B.: Desinfektion·bei mikrobiologische Verunreinigung, das Ausfällen von Eisen (durch Einhaltung einer Ruhephase) vor Nutzung als Trinkwasser, Einschränkungen der Nutzergruppen (z.B. bei erhöhten Manganwerten).

Im Notfall ist vor Nutzung der Trinkwassernotbrunnen als Trinkwasser eine desinfizierende Behandlung notwendig, z.B. durch die Zugabe von Chlortabletten, wenn eine mikrobiologische Verunreinigung der öffentlich zugänglichen Brunnen nicht sicher auszuschließen ist.

Sind für diesen Zweck Chlortabletten für 350.000 Menschen eingelagert worden?

Chlortabletten für die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser werden für ganz Berlin zentral gelagert.

Wie werden die Chlortabletten gelagert?

Die Lagerung der Chlortabletten hat trocken, kühl und gut belüftet zu erfolgen, da Chlor besonders feuchtigkeitsanfällig und reaktiv ist.

Gibt es Pläne für deren Verteilung im Notfall?

Die Verteilung der Chlortabletten ist Aufgabe des bezirklichen Gesundheitsamtes. Es existiert eine Arbeitsanweisung zur. Bevorratung und Verteilung von Chlortabletten zur Desinfektion von Wasser aus Straßenbrunnen bei einem Störfall in der Trinkwasserversorgung.

Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass die Nutzung von Notfallbrunnen ein mögliches Instrument in entsprechenden Lagen sein kann.

Man muss aber nicht warten, bis entsprechende Maßnahmen installiert sind, sondern kann mithelfen, Notfalllagen besser zu bewältigen, indem man selbst durch Bevorratung zum Eigenversorger wird, um zumindest einen gewissen Zeitraum zu überbrücken. Ich weise deshalb gern auf die Vorschläge des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hin, die auf deren Internetseite unter bbk.bund.de zu finden sind. Das Motto lautet: „Wer vorbereitet ist, kann Familie, Nachbarn und sich selbst in einer Notlage besser helfen.“

Bezirksstadtrat Oliver Schworck